Es sollte eigentlich ein ruhiger Tag werden, zumindest hier auf meiner Seite: Ohne die üblichen Horror-Meldungen aus der Wirtschaft. Doch dann stieß ich auf den aktuellen Nachrichtenticker von Focus Online mit der Überschrift „Seit 300 Jahren in Bayern: Älteste Nadelfabrik der Welt ist pleite“ – und Schweigen oder Wegsehen war keine Option mehr. „Selten spiegelt eine einzige Woche so präzise die ganze Tragik der deutschen Wirtschaft wider“ – wollte ich ursprünglich schreiben. Doch nach kurzem Nachdenken wurde mir bewusst, dass ich mir damit selbst die rosa Brille aufsetze. Denn das Wort „selten“ ist wohl eine maßlose Beschönigung. Der Schrecken ist längst Alltag.
Die Nachricht über die älteste Nadelfabrik der Welt, die nach 300 Jahren Insolvenz anmeldet, trifft ins Mark. Auch wenn sie nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs ist. Das mittelfränkische Traditionsunternehmen Schmauser Precision, gegründet 1723, steht vor dem Aus. Es ist eine der bedeutendsten Nadelfabriken der Welt, die jährlich hunderte Millionen Produkte herstellte. Nun kämpft sie ums Überleben – und gegen die Zahlungsunfähigkeit. Coronakrise, Ukrainekrieg und steigende Energiekosten – eine völlig verfehlte Politik hat die Firma in die Knie gezwungen – was zwei Weltkriege nicht geschafft haben. Das muss man sich einmal vorstellen! Ausgerechnet das Jubiläumsjahr 2023 könnte das letzte Kapitel dieser beeindruckenden Erfolgsgeschichte markieren.
Doch nicht nur alteingesessene Unternehmen wanken. Europas größter Motorradhersteller KTM, der Marken wie Husqvarna und GasGas unter seinem Dach vereint, hat Insolvenz angemeldet. Der Konzern versucht zwar noch, sich über ein Sanierungsverfahren zu retten. Doch die Schuldenlast – ein dreistelliger Millionenbetrag – droht ihn zu erdrücken. Selbst ein angekündigter Sparkurs konnte die Katastrophe nicht verhindern.
Doch nicht einzelne Firmen – ganz Bayern, das wirtschaftliche Zugpferd Deutschlands, befindet sich in der Krise. Für 2024 prognostiziert die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,4 Prozent – noch schlechter als der bundesweite Durchschnitt. Besonders dramatisch ist die Lage im Baugewerbe, wo die Auftragsbücher leer bleiben. „Die Lawine, die hier rollt, wird uns ein hartes Jahr 2025 bescheren“, warnt vbw-Präsident Wolfram Hatz.
Doch weiter im Ticker, der nur die Nachrichten der letzten Tage umfasst: Die Automobilindustrie, das Herzstück der deutschen Wirtschaft, wird weiter von Insolvenzen und Stellenabbau erschüttert. Vorwiegend hausgemacht. Der Kunststoff-Zulieferer Gerhardi, 1796 gegründet, hat Insolvenz angemeldet. Volkswagen denkt über Werksschließungen nach und Bosch streicht 3800 Stellen. Thyssenkrupp, Deutschlands größter Stahlhersteller, plant den Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen – ein Kahlschlag, der besonders Duisburg trifft. Die IG Metall spricht von einer „Katastrophe für NRW“.
Insolvenzlawine rollt
Die Zahlen sprechen eine deutliche, ja ich würde sogar sagen dramatische Sprache: Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt seit Monaten zweistellig. Allein im Oktober verzeichneten die Gerichte 22,9 Prozent mehr Fälle als im Vorjahresmonat. Besonders betroffen sind verschuldete Unternehmen, die in der Niedrigzinsphase noch überleben konnten, jetzt aber an den explodierenden Kosten scheitern. Experten erwarten bis zu 20.000 Insolvenzen allein in diesem Jahr – ein Höchststand, der an die Finanzkrise 2009 erinnert.
Es sind nicht einzelne Schicksale oder Branchen, die wanken – es ist die gesamte deutsche Wirtschaft. Vom Traditionsunternehmen über den Mittelstand bis hin zu großen Konzernen – die Krise kennt keine Grenzen. Während die Politik mit neuen Vorschriften und Ideen wie der Vier-Tage-Woche experimentiert, rollen die Insolvenzlawinen unaufhaltsam weiter. Verzeihen Sie mir deshalb, dass ich Sie – allen guten Vorsätzen zum Trotz – wieder einmal mit Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft heimgesucht habe. Doch so bitter es ist: Schweigen und Wegsehen ist keine Alternative. Und für einen Journalisten sogar ein Tabu. Wir konnten den Karren nur so tief in den Dreck fahren, weil viel zu viele zu lange weggesehen haben.
Wieder zurück:
Was für eine großartige Nachricht pünktlich zur Weihnachtszeit: Der Unterstützer-Shop “Eine Frage noch” ist nach einer langen Zwangspause endlich wieder da – mit einzigartigen Produkten wie dem „Schwachkopf“-T-Shirt. Perfekt für besondere Weihnachtsgeschenke!
Warum die Pause? Weil der Shop der alten Firma nach einem Managementwechsel zu unbequem war. Doch ein früherer Mitarbeiter hat sich nicht unterkriegen lassen: Mit beeindruckendem Einsatz hat er alles neu aufgebaut. Eine wahnsinnige Leistung, die echten Respekt verdient!
Schauen Sie rein, stöbern Sie in der Auswahl und honorieren Sie die enorme Arbeit. Es lohnt sich!
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
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